Katholische Kirche St. Josef zu Blankenau

Zur Geschichte der Pfarrei

Im Zuge von Grabungen beim Bau der Umgehungsstraße (B 83) im Jahre 1998/99 wurde die Wüstung Jerdessen in der Nähe des Doctorborns freigelegt. Es ist davon auszugehen, dass hier der Ursprung des Ortes Blankenau liegt. Im Jahre 1302 wird er erstmals erwähnt. Der Bischof von Paderborn, Theodorich von Itter, und der Abt von Corvey, Fürstabt Rupert, ließen gemeinsam zwischen 1315 und 1320 die Burg errichten. Sie ist bis zum Jahre 1604 genutzt worden. In dieser Zeit wurde das Schloss neben der Burg errichtet. Alle Versuche, auch in Blankenau die neue Lehre Martin Luthers einzuführen, waren nicht von Dauer. Allerdings lebten im Jahr 1700 immerhin 24 Lutheraner im Ort, zwölf Jahre später jedoch nur noch zehn, wie die Corveyer Volkszählungslisten dokumentieren. Weil die alte Kirche in Amelunxen an die Lutheraner gefallen war und die katholischen Pfarrer zeitweise nach Wehrden ausweichen mussten, gingen die Blankenauer dorthin zum Gottesdienst. Ein eigener Pastor war für die Kirchengemeinde viele Jahre zu teuer. Hin und wieder wurde die Heilige Messe von einem Hauslehrer der Domäne gehalten, so wirkten von 1802 bis 1807 Franz Schröder und von 1871 bis 1875 Heinrich Franke im Ort. 1894 wurde Franke Pfarrer in Amelunxen, auf seine Initiative hin wurde im Jahre 1912 ein Vikariegebäude erbaut. Die Baukosten betrugen 8.000 Mark. Ab dieser Zeit hatte Blankenau mit kleinen Unterbrechungen einen eigenen Seelsorger. Der Gutspächter der Domäne, Wilhelm Dannhausen, war ein Wohltäter für das Dorf. Er verstarb im Jahre 1889 in Beverungen und vererbte sein Vermögen in Höhe von 27.000 Mark an die Kirchengemeinde Blankenau.
Seit 1908 konnte ein eigener Kirchenvorstand gewählt werden, aber erst 1940 wurde Blankenau auch verwaltungsmäßig von Amelunxen getrennt und als Pfarrvikarie selbstständig. 1953 wurde ein Relief der Muttergottes, in Fatima gefertigt, am Pfarrhaus angebracht, als Dank vor der Zerstörung Blankenaus in den letzten Kriegstagen. Zwei Jahre später folgte eine umfassende Renovierung der Kirche, der 1974/75 eine weitere folgte.  Mitte der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts erhielt die Gemeinde Blankenau die Kirche von dem Herzog von Ratibor Fürst zu Corvey als Geschenk.

Das Kirchengebäude

Das Gotteshaus in Blankenau wird nicht einheitlich bezeichnet: Der Ausdruck Kirche wird neben Kapelle verwendet. Sie wurde im Jahre 1714 von dem Corveyer Fürstabt Maximilian von Horrich (1714-1721), dem Landesherrn des Dorfes, nach Plänen seines Vorgängers Fürstabt Florenz von dem Felde (1696-1714) fertiggestellt. Dies bezeugt eine Inschrift über dem Kirchenportal. Das Wappen des Fürstabtes von Horrich ist sowohl oberhalb der Portalinschrift als auch auf dem Hochaltar und der Kanzelrückwand zu finden. Das Kammerregister von Corvey verzeichnet die Weihe der Kirche auf den 20. September 1716. Die Kirche wurde dem hl. Mauritius geweiht. Da das Wissen um den hl. Mauritius, dem ersten Patron der Kirche, verloren gegangen war, wählte man nach dem 1. Weltkrieg den hl. Josef zum Schutzpatron.
In der Beschreibung der „Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Kreis Höxter“ heißt es: Kapelle, katholisch, Spätrenaissance, 18. Jh., einschiffig, dreijochig mit 3/8 Schluß. Westgiebel mit Aufsätzen. Strebpfeiler einfach. Dachreiter. Kreuzgewölbe mit Rippen und Schlußsteinen. Gurte rundbogig auf Wandpfeilern. Fenster eintheilig rundbogig; in den Chorschrägen und an der Westseite rund. Westportal rundbogig; mit Säuleneinfassung, Wappen, Inschrift und Jahreszahl 1714. Darüber Nische mit Madonna. Die Skulptur der Muttergottes als Himmelskönigin befindet sich in einer Muschelnische, Maria steht auf Mondsichel und Schlange.
Ein Blitz traf im Jahre 1877 den Zwiebelturm der Kirche und zerstörte ihn. In einfacher Form wurde er als Dachreiter wieder aufgebaut. Im September 1953 wurden zwei neue Glocken im Turm eingeweiht. Altar und Kanzel wurden im Jahr 1974/75 durchgreifend restauriert. Der Altar wurde dabei weiter nach hinten verschoben und eine Sakristei angebaut.

Die Innenausstattung der Kirche

Im Zentrum der Kirche steht der barocke Hochaltar. Er wurde wie auch der Sandsteineingang und die Kanzel von der bekannten Werkstatt der Bildhauerfamilie Papen in Giershagen bei Marsberg gefertigt. Der Altar wurde von Heinrich Papen und seinem Sohn Christofel geschaffen. Sein Reiz liegt in dem Kontrast des dunklen Eichenholzes im Hintergrund mit der plastischen Ausgestaltung aus hellem Lindenholz. Der Altarkorpus wird flankiert von den Statuen des hl. Josef und der Muttergottes. Die strenge architektonische Struktur des Altars wird durch Putten, üppige Blüten und Fruchtgehänge aufgelockert. Auf der Giebelspitze finden wir Christus, den Erlöser, der mit der rechten Hand segnet und in der linken die Weltkugel hält. Das Kreuz ist für die Papenwerkstatt bezeichnend. Es wurde aus gedrechselten profilierten Stäben gearbeitet.
Über dem Altartisch finden wir ein Ölgemälde auf Leinwand mit der Kreuzigung Christi im Giebelfeld, in dem von Putten getragenen Blütenkranz, das Gemälde der heiligsten Dreifaltigkeit. Die sehr ausdrucksstarken Bilder können keinem Künstler zugeordnet werden.
Bei der Kanzel handelt es sich um ein Werk des zweiten Sohnes des Heinrich Papen, ein Brief Jacob Papens verrät, dass er „die Canzel nach Blankenaw geliefert“ habe. Vor den vier mit Engelköpfchen und Ornamenten belegten Feldern der Brüstung, stehen an den Kanten gewundene Säulchen. Die freiliegenden Seiten ziert kunstvoll geschnitztes Akanthusblattwerk, auch hier erkennt man die Hand Jacob Papens. Den Boden und den Aufgang ziert ein Fruchtkorb.  
Im Chor der Kirche in einer Ausgussnische finden wir an einem eisernen Haken ein spätmittelalterliches Handwaschgefäß (Lavabokessel). Es ist selten zu beobachten, dass solche Kessel im ursprünglichen Zustand erhalten sind. Der aus einer Kupferlegierung gegossene Kessel besitzt eine gedrückte kugelige Kontur. Auf dem Bauch des Gefäßes sind zwei geschwungene Ausgüsse angesetzt, die als stilisierte Tierköpfe mit kurzen Ausgussrohren in den Mäulern ausgeformt sind. Auf dem kurzen Rand sind zwei schlicht gestaltete Frauenköpfe mit dicken seitlichen Zöpfen, die für das ausgehende Mittelalter charakteristisch sind, als Ösen gestaltet, in denen ein vierkantiger Henkel sitzt.
Eine weitere Besonderheit ist das Messbuch „Missale Romanum“ aus dem Jahre 1629. Hier finden wir sehr ausdrucksstarke Bilder für das ganze Kirchenjahr. Diese Bücher wurden von Künstlern aus Amsterdam und Antwerpen gestaltet und von Cornelius ab Egmondt et Sociorum gedruckt.
Sehenswert ist auch das kunstvoll geschmiedete Schloss der Eingangstür.
(Mathilde Wessel, OHP Blankenau)