Das Kirchengebäude
Zwei Vorgängerbauten der heutigen Kirche sind durch Quellen dokumentiert: Eine Skizze in der Stadtbeschreibung von Grothaus zeigt eine zweischiffige Kirche mit rechteckigem Chor und zwei Anbauten, der Sakristei und dem Beinhaus, in dem die bei Neubestattungen auf dem Kirchhof ausgegrabenen Knochen verwahrt werden konnten. Da die Strebepfeiler des Chors gotischen Baustil bezeugen, muss diese Kirche zwischen dem 13. und frühen 16. Jh. entstanden sein. Sie war ca. 32 m lang und besaß einen Südeingang. Allerdings zeigen die archäologischen Befunde, dass dieses Gebäude einen Vorgänger besaß. Gefunden wurden u. a. Überreste von Chorjoch und Apsis sowie dazugehörigen Fußboden einer romanischen Kirche, die mindestens 23 m lang war. Aufgrund charakteristischer Merkmale kann diese Kirche nicht vor der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtet worden sein. Ob und wo dieser Bau noch einen Vorgänger besaß, entzieht sich unserer gesicherten Erkenntnis.
Weder Skizze noch Grabungen erbrachten Kenntnisse über den Kirchturm, der gleichwohl dokumentiert ist, zum Beispiel auf den auf Fabritius zurückgehenden Ansichten der Stadt. Der Turmkörper besaß einen etwa quadratischen Grundriss, verfügte über Schallöffnungen in der Höhe des Glockenstuhls und war von einem Giebeldach mit Dachreiter gedeckt.
Die heutige barocke Pfarrkirche entstand im ausgehenden 17. Jh. Am 8. Februar 1632 wurde die Stadt durch hessische Truppen völlig zerstört. Aus den Glocken der Kirche wurden Kanonen gegossen. Jedoch gehörte sie zu den wenigen Gebäuden der Stadt, die erhalten geblieben waren. Der schlechte Zustand von Kirche und Turm wurde zwar 1644 in einem Visitationsbericht beklagt, doch zeigen die Erneuerungsmaßnahmen unter Pfarrer Nußbaum (1639-1672), dass das Gotteshaus nicht als nur provisorisch nutzbare Ruine betrachtet wurde. Der Neubau war daher kein einfacher Ersatz für ein abgängiges Gebäude, sondern dokumentiert das Bestreben des Paderborner Fürstbischofs Ferdinand von Fürstenberg, „seine an der Grenze zu den protestantischen Nachbargebieten gelegene und selbst im Glauben noch nicht allzufeste Stadt Beverungen mit einem Kirchenbau auszustatten, der die seit dem Trienter Konzil entwickelten Grundsätze für Sakralräume bewusst katholischer Prägung verwirklichte.“ (Ellger)
Zwei Jahresangaben markieren die Bauzeit: Über dem Hauptportal finden sich Wappen und Initialen des Bischofs mit der Jahresangabe 1682, während Wandanker an der Nordseite die Zahl 1698 bilden. Aufgrund historischer und stilistischer Zusammenhänge wird der Entwurf Ambrosius von Oelde zugeschrieben, der auch in Wehrden wirkte. Die Bauleitung lag bei den Tiroler Brüdern Weyrather. Die Kirche wurde nicht ohne Unterbrechungen errichtet: Die ersten Bauteile waren der Turm mit den Seitentrakten sowie die zwei westlichen Joche des Saalbaus. Sie unterscheiden sich in Details (größere Längenausdehnung, Wölbungstechnik) von den beiden östlichen und dem polygonal gebrochenen Ostabschluss der Kirche. Der Schlussstein des östlichen Gewölbejochs zeigt das Wappen des Bischofs Hermann Werner von Wolff- Metternich, eine nachträglich unter dem Hauptaltarbild angebrachte Inschrift des Bischofs verweist auf das Jahr 1690. Der Hauptaltar, der den Kirchenpatron Johannes den Täufer im Mittelbild hervorgehoben zeigt, ist hingegen schon 1681 datiert, das Wappen verweist auf den Stifter Ferdinand von Fürstenberg. Die Altarstiftung gehört demnach zur Anfangsphase des Bauprojektes.
Die Kirche hat im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Veränderungen erfahren, so stand bspw. der Hochaltar ursprünglich unter dem östlichsten Gurtbogen und war eingebunden in eine hölzerne Abschlusswand. Die Seitenaltäre kamen erst Mitte des 18. Jahrhunderts hinzu, als es üblich wurde, die Gotteshäuser mit einer Dreiergruppe von Hochaltar und flankierenden Seitenaltären auszustatten. 1893 wurde die Sakristei, die sich bis dahin im Ostabschluss der Kirche befand, in einen östlich angefügten Anbau verlegt. Der Hochaltar wurde dafür bis an die Rückwand verschoben.
Am gravierendsten waren die Veränderungen 1971 -1973, bei der u. a. der Chorbereich völlig neu gestaltet wurde, nicht zuletzt aufgrund der Neuerungen durch das 2. Vatikanische Konzil. Die Kommunionbänke wurden entfernt und die beiden Rundfenster durch deutlich größere Langfenster ersetzt. Diese Renovierung unter Pfarrer Paul Consbruch führte auch zur teilweisen Wiederherstellung der barocken Ausmalung, zugleich zur Restaurierung der Altäre, der Kanzel und des Taufsteins, die jetzt in Farben und Vergoldungen wieder dem ursprünglichen Zustand entsprechen. Daneben wurden Teile der Einrichtung ausgetauscht, beispielsweise wurden vier barocke Gemälde an den Seitenwänden erneut aufgehängt.
Die Innenausstattung der Kirche
Zwar weckt der Innenraum durch seine Rippengewölbe noch Assoziationen an mittelalterliche Kirchenbauten, jedoch zeigt sich das Raumkonzept auf der Höhe seiner Zeit: „Der einheitliche, langgestreckte Saal fasst die Gemeinde zusammen und richtet sie auf jenes Geschehen aus, das in der katholischen Erneuerung wieder ganz in den Mittelpunkt des Gottesdienstes gerückt wird: die Eucharistie am Hochaltar.“ Diese Aussage Ottfried Ellgers gilt in gewissem Maße noch heute, denn noch immer zieht der große Hauptaltar alle Blicke auf sich. Er ist das bedeutendste Kunstwerk der Stadt Beverungen. Das Hauptbild geht auf den in seiner Zeit besten Maler Westfalens, den Hofmaler Johann Georg Rudolphi, zurück. Er war vermutlich auch Urheber des Gesamtentwurfs des Altares. Vier Säulen mit spiralig gewundenen Schäften flankieren das ungewöhnlich breit proportionierte Mittelbild. Neben den Säulen erscheinen die Patrone von Kirche und Bistum als vollplastische Figuren, im Norden Johannes der Täufer, im Süden der heilige Bischof Liborius.
Abgeschlossen wird das Hauptgeschoss von einem Kranzgesims, auf dem sich der Oberteil des Altaraufbaus erhebt. Dort findet sich ein von Pilastern eingefasstes Rundbild, darüber schließt ein mit Ornamenten bekrönter Segmentbogengiebel den gesamten zweizonigen Altaraufbau ab. Zwischen dem Haupt- und Oberteil des Altares vermittelt das Wappen Hermann Werners.
Den Hauptaltar ergänzen zwei spätbarocke, zwischen 1743 und 1755 aufgestellte Nebenaltäre, die in Struktur und Detail (zweizoniger Aufbau, flankierende, gewundene Säulen) an den Hauptaltar angepasst sind, so dass alle drei einen Zusammenklang herstellen. Die ovalen Bilder im Oberteil zeigen links die Verkündigung des Erzengels Gabriel an die Jungfrau Maria, rechts den Kreuzestod Christi. Auf den Giebeln befinden sich Reiterfiguren, rechts der hl. Georg, links der hl. Martin. Zwei weibliche Heiligenfiguren sind zwischen Unter- und Oberteil der Altäre vermittelnd über deren Hauptbilder angebracht: Im Norden ist es die hl. Agnes mit dem Lamm als Hauptattribut, im Süden die hl. Katharina von Alexandrien mit dem zerbrochenen Rad. Die Hauptbilder hat Hunstiger 1940 gemalt: Das rechte Bild zeigt „Christus König“, das linke „Maria mit Kind in der Glorie“. Die Seitenfiguren sind im Norden die Märtyrerinnen Apollonia (l.) mit Palmzweig und Zange sowie Katharina (r.), sie wurden erst im Zuge der letzten Renovierung dort aufgestellt. Lediglich umgestellt wurden dabei der hl. Liborius sowie der hl. Johannes von Nepomuk auf dem südlichen Altar.
Noch zur ersten Ausstattungsphase gehört die prächtige, achteckige Kanzel aus dem Jahr 1709. Eine Inschrift verweist auf den Stifter, den fürstbischöflichen Amtmann Johann Friedrich von der Lippe. Die kunstvoll geschnitzten Eckpfosten der Kanzeltreppe sowie die Brüstung sind mit Engelsköpfen verziert. Ebenfalls noch aus barocker Zeit stammen der Taufstein und die Wangenbretter der ansonsten erneuerten Kirchenbänke. Das Taufbecken wird durch Puttenköpfe an den Rändern geziert.
Besonders bemerkenswert sind vier große barocke Gemälde ansehnlicher Qualität, die in den 70er Jahren wieder an den Kirchenschiffswänden angebracht wurden: Im Norden findet sich die hl. Katharina (Haupt- und Nebenbild), außerdem eine vom Bildthema her ungewöhnliche Darstellung vom Tod des Joseph, der umgeben ist von Maria und Jesus. Die Gemälde auf der Südseite zeigen die heilige Apollonia und ein Bild der Anna Selbdritt (Anna, Maria und der Jesusknabe), flankiert von den zugehörigen Gatten (Joachim, Joseph). Über dieser Gruppe „schwebt“ Gottvater. Die Herkunft der Bilder ist bisher unbekannt.
In der Kirche finden sich zudem mehrere Heiligenfiguren, von denen einige dem 18., die meisten aber dem 19. Jh. entstammen. An der Nordwand finden sich Darstellungen Marias und der Mutter Anna Selbdritt. Maria zertritt die Schlange als Zeichen des Sündenfalls, symbolisiert wird der Sieg über die Erbsünde. Im Gegensatz zum Gemälde der Anna Selbdritt zeigt die Figur nur Anna, Maria belehrend, mit einem Buch in der Hand. Schließlich findet sich auf der Nordseite noch eine Figur Johannes des Täufers. Nahe der Kanzel steht eine Figur des hl. Johannes von Nepomuk auf einer Konsole. Der auf den Mund gelegte Finger des Heiligen verweist auf das Beichtgeheimnis, der Legende nach Ursache für den Märtyrertod des Prager Domherrn. Rechts neben den beiden Gemälden befindet sich eine Statue der hl. Barbara, deren Attribut der Hostienkelch ist. Besonders beachtenswert ist eine frei im Kirchenschiff hängende Doppelmadonna, die Holzplastik zeigt Maria im Strahlenkranz auf der Mondsichel stehend.
Unter dem Turm befindet sich das Mahnmal für die Gefallenen des 1. und 2. Weltkrieges. Eine Kreuzwegbildfolge aus Südtirol, eine geschnitzte Weihnachtskrippe sowie ein Leuchtenständer bilden die zuletzt erworbenen Einrichtungsgegenstände.
(Christoph Reichardt, SHP Beverungen)