Die im Jahre 1608 erbaute Kapelle ist im 19. Jh. baufällig geworden. Im Jahre 1883 sind die Bedingungen für einen Neubau erfüllt. Diözesanbaumeister Güldenpfennig hat eine Zeichnung entworfen, nach der dem dreigeteilten Hauptteil im Osten ein Chor und im Westen ein Turm angegliedert sind. Das Mauerwerk besteht aus Ziegelsteinen, die der örtlich ansässige Ziegelbrenner Schulte nach der Feldbrandmethode herstellte. Schon Ende Oktober war das Dach geschlossen. Ende März 1884 wurden die drei Glocken im 33 Meter hohen Turm aufgehängt. Die kleinste von ihnen trägt den Namen „Christine“, genannt nach der Stifterin Christine Spellerberg. Diese Glocke hat die Kriegszeiten überdauert. Im Sommer 1884 wurde das Werk vollendet und der aus Baumberger Sandstein gefertigte Hochaltar aufgestellt. Die Konsekration des neuen Gotteshauses, das jetzt in Anlehnung an die alten Beziehungen zu Herstelle dem hl. Bartholomäus geweiht ist, erfolgte im Jahre 1886, verbunden mit einer großen Firmfeier, bei der 180 Firmlinge aus Haarbrück und 70 Firmlinge aus Jakobsberg von Bischof Dr. Kopp aus Fulda gefirmt wurden.
Katholische Kirche St. Bartholomäus zu Haarbrück
Zur Geschichte der Pfarrei
Die erste Erwähnung eines Pfarrers (also auch einer Kirche) ergibt sich aus einer Urkunde vom 3. März 1325 (WUB Nr. 2570), als Bischof Bernhard von Paderborn den Priester Johannes von Rintelen als Pfarrer von Haarbrück bestimmte.
Über den Standort der kleinen Kirche erfahren wir indirekt etwas im Jahre 1447, als das Dorf und die Kapelle in der sogen. Soester Fehde von den durchziehenden Hussiten auf dem Weg nach Böhmen zerstört wurden. Die Kapelle lag an der Langenthaler Straße inmitten der Feldflur „Hinter dem Kirchhofe“ und wurde durch spätere Funde des Grundrisses und des Friedhofs dokumentiert.
Über 300 Jahre tauchen keine Quellen bezüglich der Kirche und der Versorgung auf. Erst im Jahre 1608 wird vom Neubau einer Kapelle berichtet. Darüber lesen wir im „Status ecclesiae“ (Zustand der Kirche) von 1674. Gründer auf dem Grundstück der jetzigen Kirche war Fürstbischof Theodor von Fürstenberg. Haarbrück bildet eine Filiale von Herstelle. Letzter genannter Pfarrer war Andreas Jakobi (†1655).
Im Jahre 1659 übertrug Bischof Adolf von der Recke den in Herstelle angesiedelten Minoriten die Seelsorge. Erster Vicecuratus wurde der Pater Jodocus Aderhausen. Der Pater wohnte an Sonn- und Feiertagen im Schulhause. Als Entgelt erhielt das Kloster von den Haarbrücker Einwohnern nach einer Vermögensliste 22 Scheffel Gerste, diese Abgabe steigerte sich um 1800 bis auf 43 Scheffel Beverunger Maß.
Nach Aufhebung des Klosters Herstelle 1803 konnte der Vicecuratus Pater Florentinus Bachmann die Seelsorge noch bis zu seinem Tode im Jahre 1811 in Haarbrück fortsetzen. Danach wurde die Pfarrei durch die königlich westphälische Regierung mit Jakobsberg vereinigt.
Durch die Aufteilung der Allmende ergab sich ab 1853 die Gelegenheit, wieder eine selbstständige Pfarrei zu werden. Eine Ausstattung von 22 Morgen Land bildete den Grundstock für eine Pfarrstelle. Im Jahre 1860 kam Kaplan Berhard Westermeyer nach Haarbrück, 1861 erbaute die Gemeinde ein neues Pfarrhaus, 1864 wurde die Pfarrei wieder selbstständig. Pfarrer Westermeyer versorgte die Gemeinde 42 Jahre lang bis zu seinem Tode im Jahre 1902. Lange wirkte auch Pfarrer Franz Grawe, nämlich 32 Jahre lang von 1952 bis 1984. Haarbrück blieb selbstständige Pfarrgemeinde bis 2003.
Das Kirchengebäude
Die Innenausstattung der Kirche
Die im neugotischen Stil errichtete Kirche erhielt eine dem Stil angepasste Innenausstattung. Bedauerlicherweise wurden die meisten dieser Gegenstände bei der Renovierung im Jahre 1970 aus der Kirche entfernt und z. T. zerstört. Betroffen waren: der Hochaltar, die beiden Seitenaltäre, die Kanzel und das St.-Bartholomäusfenster. Nach einer Zeit der „schlichten Kirche“ wurde 1989 eine Rückbesinnung auf den neugotischen Stil vollzogen.
Es wurden die noch vorhandenen Figuren zurückgeholt und neue Altäre vom Kunsttischler Adolf Vössing aus Jakobsberg angefertigt, der auch den Zelebrationsaltar von 1971 verkleidete. In ihm sind die Reliquien der hl. Ursula, der hl. Felicitas und der hl. Perpetua eingelassen.
In den neuen Hochaltar sind die Figuren der vier Evangelisten von der Kanzel und der alte Tabernakel eingearbeitet. Ein Marienaltar mit dem Bild „Maria hilf“ steht an alter Stelle, den Josefsaltar an der linken Seite ersetzt ein Nebenaltar mit der Figur der „Schmerzhaften Mutter Gottes“. Adolf Vössing schuf auch den neuen Ambo und setzte dem Taufstein aus der alten Kapelle von 1608 eine stilgerechte Abdeckung auf. Das 1970 zerstörte St.-Bartholomäusfenster über dem Hochaltar wurde neu geschaffen von der Werkstatt Peters in Paderborn.
Der Beichtstuhl wurde aufgearbeitet und an die Rückwand versetzt. Der Kreuzweg von 1886 ist erhalten geblieben; die Heiligenfiguren wurden von der Firma Ochsenfarth aus Paderborn restauriert und wieder angebracht: rechts im Chor die Statue vom „Herzen-Jesu“, links vom „Herzen-Mariä“, im Kirchenschiff folgen: rechts die hl. Agatha und der hl. Vinzenz, sowie links der hl. Antonius von Padua und eine Muttergottes-Statue. Die Orgel ist mehrfach umgestaltet und umgesetzt worden, zuletzt geschah das im Jahre 1991 durch die Firma Simon aus Muddenhagen.
Alles in allem vermittelt die so renovierte Kirche St. Bartholomäus Haarbrück dem Besucher wieder einen harmonischen Eindruck.
(Hermann Hartmann, OHP Haarbrück)